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Kulturweitfreiwillige in Usbekistan: Annkatrin Müller – Goethe Institut Taschkent

Annkatrin Müller mit Schülern in Taschkent

Annkatrin Müller mit Schülern in Taschkent, © Annkatrin Müller

19.11.2018 - Artikel

Kulturweit ist der internationale Freiwilligendienst in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik für junge Menschen zwischen 18 bis 26 Jahren.

Kulturweit macht die globale Verantwortung sichtbar und erfahrbar. Im Freiwilligendienst der Deutschen UNESCO-Kommission arbeiten sie in Kultur- und Bildungseinrichtungen weltweit mit.

Durch ihr Engagement tragen Kulturfreiwillige in über 70 Ländern dazu bei, Raum für Dialog, Vertrauen und gegenseitiges Verständnis zu schaffen.

Annkatrin Müller ist Freiwillige aus Deutschland und absolvierte ihr Freiwilligenjahr im Goethe-Institut Taschkent. Wir haben sie gebeten, ihre Eindrücke vom Land und Leuten zu schildern.

Was ist für dich ein Kulturfreiwilliger?

Eine Person, die an kulturellen Austausch interessiert ist und diesen durch Ihre Arbeit als Freiwillige aktiv mitzugestalten versucht.

Welche Gründe hattest du dich für das Kulturweitprogramm zu bewerben? Was hast du dir davon erhofft?

Ich habe mich schon vorher für Kulturarbeit im internationalen Kontext interessiert und auch schon ein wenig in dem Bereich gearbeitet. Nach dem Bachelor hatte ich dann Lust ein bisschen Arbeitserfahrung im Ausland zu sammeln, eine neue Sprache zu lernen und ein anderes Land kennenzulernen.

Warum ausgerechnet Usbekistan? Hast du schon früher über dieses Land gehört?

Eigentlich wollte ich nur in ein Land, in dem Russisch gesprochen wird und wo ich Russisch lernen kann. Als mir dann Usbekistan angeboten wurde, musste ich ehrlich gesagt erst mal nachschauen, wo das eigentlich liegt.

Welche Befürchtungen oder Sorgen hattest du im Vorhinein?

Eigentlich hatte ich ziemlich wenig Befürchtungen oder Sorgen - ich habe mich ja vor allem gefreut, mal etwas ganz anderes zu machen. Aber natürlich macht man sich vorher Gedanken, wie es mit der Verständigung klappt und ob man schnell Anschluss findet. Daneben war meine größte Sorge, dass ich in Usbekistan keinen Kaffee trinken könne – das stand nämlich in allen Reiseführern, stimmt aber zum Glück nicht.

Was waren deine ersten Eindrücke vom Land, Menschen und der Mentalität hier in Usbekistan?

Als ich Mitte September ankam, waren es jeden Tag noch über 30 Grad und keine einzige Wolke am Himmel – das war schon mal sehr schön. Und die Menschen waren alle unglaublich herzlich – auch wenn ich noch kaum ein Wort auf Russisch (ein wenig dann Usbekisch) sagen konnte, kam man immer schnell mit allen ins Gespräch.

Was war das größte Vorurteil, was sich nicht bewahrheitet hat?

Neben dem Gerücht, dass man in Usbekistan keinen Kaffee bekommt, hatte ich auch von vielen Leuten gehört, dass am Abend in der Stadt nichts mehr los sei und es kaum Bars gebe. Es stimmt zwar, dass in dieser Hinsicht vielleicht weniger los ist als anderswo, aber es gibt viele schöne Bars und Locations, wo etwas los ist – man muss sie nur finden.

Wo hast du hier dein Freiwilligenjahr absolviert und was waren deine typischen, täglichen Aufgaben?

Ich habe in der Kulturabteilung des Goethe-Instituts Taschkent gearbeitet und dort vor allem bei der Organisation von kulturellen Veranstaltungen geholfen. Dazu gehört viel Recherchearbeit, Kontakt zu Partnerorganisationen und zu den Leuten, die an der Veranstaltung mitwirken, und viele kleine aber wichtige organisatorische Aufgaben: Zeitpläne, Programmhefte, Tabellen…. Und natürlich Öffentlichkeitsarbeit.

Was war das Highlight deiner Arbeit als Kulturfreiwillige?

Ein großes Highlight gab es für mich gar nicht wirklich, eher viele kleine schöne Momente, die mir gezeigt haben, dass meine Arbeit sinnvoll ist und man mit manchen Veranstaltungen – sei es ein Poetry Slam, ein Buchclub oder eine Filmvorführung mit Diskussion – wirklich spannende und wichtige Diskussionen anstoßen kann.

Und die Usbekische Jugend, war die Kommunikation leicht oder eher schwer?

Eigentlich habe ich alle jungen Menschen um mich herum – dazu gehören natürlich auch viele Leute aus dem Umfeld des Goethe-Instituts – immer als super interessant wahrgenommen. Das hat die Kommunikation natürlich leicht gemacht. Damit sich aus diesen Bekanntschaften dann wirklich enge Freundschaften entwickeln, braucht es natürlich noch mehr – aber das ist anderswo wahrscheinlich ähnlich. Schwierig war manchmal, dass gewisse Themen in Usbekistan nicht oder anders gesprochen werden, als ich es aus Deutschland gewöhnt bin, z.B. über Politik oder Sexualität.

Bist du in Usbekistan gereist, wenn ja wo hat es dir besonders gefallen?

Ja, sehr viel! Neben den natürlich wunderschönen alten Seidenstraße-Städte Samarkand, Buchara und Chiva hat es mir am besten in Termez gefallen, ganz in Süden. Dort gibt es nicht nur muslimische, sondern sogar alte buddhistische Stätten – und die besten Granatäpfel!

Welches Andenken an Usbekistan nimmst du mit nach Hause?

Einen Suzani, einen handgefertigten Wandteppich, der in ganz vielen usbekischen Haushalten hängt. Ich habe von meinen Kolleginnen einen zum Abschied bekommen, den ich mit in meine neue Wohnung nehmen werde. Und natürlich viele, viele Fotos, da ich sehr gern fotografiere.

Welchen Tipp würdest du nach Usbekistan reisenden Deutschen geben?

Mein Tipp wäre: unbedingt mehr Zeit in Taschkent! Die meisten Reiseanbieter planen Reisen so, dass Taschkent nur die Durchgangstation auf dem Weg nach Samarkand und Buchara ist. Dabei gibt es in Taschkent viel zu entdecken!

Was möchtest du nun, da das Kulturweit-Jahr vorbei ist, in nächster Zukunft machen?

Ich fange im Oktober meinen Master in Soziologie an und hoffe bald mal wieder eine Gelegenheit zu haben, nach Zentralasien zurückzukommen. Russisch möchte ich auf jeden Fall an der Uni weitermachen.

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